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Professor Haruhiko Morinaga feiert 95. Geburtstag

2017-10-10 – Nachrichten aus dem Physik-Department

Haruhiko Morinaga leitete von 1968 bis 1991 den damaligen Lehrstuhl für Kernphysik am Physik-Department der TUM. Jetzt feiert er seinen 95. Geburtstag.

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Professor Haruhiko Morinaga 2007 bei einem Vortrag im Physik-Department – Photo: Wenzel Schürmann / TUM

Professor Haruhiko Morinaga, 1922 in Tokio geboren, vollendet am 10. Oktober 2017 sein 95. Lebensjahr. Er graduierte 1946 an der Fakultät für Physik der Universität Tokio. Über ein Stipendium ging er 1951 an die Iowa State University in die USA und wurde dort Assistant Professor. Später nahm er Stellen als Research Associate an der Purdue University, USA, und in Lund, Schweden, an. 1957 kehrte er nach Japan zurück und wurde 1967 zum ordentlichen Professor der Universität Tokio berufen. 1968 folgte er dem Ruf an das Physik-Department, seinerzeit TH München. Mehrfach war er Vorsitzender des Forschungskollegiums des gemeinsamen Beschleunigerlabors der Ludwig-Maximilians-Universität und der TUM.

Durch revolutionierende Arbeiten in verschiedenen Gebieten hat sich Haruhiko Morinaga verdient gemacht. Bahnbrechend waren seine Beiträge zur “In-Beam”-Gamma-Spektroskopie (z.B. H. Morinaga and P.C. Gugelot, Nucl. Phys. 46 (1963) 210). Mit Hilfe der erstmaligen Beobachtung von \(\gamma\)-Strahlung nach \(\alpha\)-Bestrahlung von Targets konnte er eine Methode zum Studium der Kernstruktur bei hohen Drehimpulsen und des Reaktionsmechanismus nach Compoundkernbildung entwickeln, die Grundlage für die moderne Kernspektroskopie bei höchsten Drehimpulsen ist (H. Morinaga, Nucl. Phys. 75 (1966) 385). Ebenso wegweisend war sein früher Hinweis zur Verwendung der interdigitalen H (IH)-Struktur als Hochfrequenzlinearbeschleuniger zur Teilchenbeschleunigung. Als erster Beschleuniger dieses Typs ging der Schwer-Ionen-Nachbeschleuniger “SchweIN” 1976 am Beschleunigerlabor in Garching in Betrieb. Er hat sich weltweit durchgesetzt und ist inzwischen Ausgangspunkt für eine große Zahl von weiteren Beschleunigerentwicklungen und deren Anwendungen.

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Immer bereit zur Diskussion: Professor H. Morinaga (rechts) mit Prof. U. Ratzinger, Freising, Juli 2015 – Photo: Ursel Heim

Seine Emeritierung 1991 hat Prof. Morinaga nicht daran gehindert, sich in der Physik neue Herausforderungen zu suchen. Sein Interesse betrifft unter anderem die nicht-nukleare und nicht-fossile Energiegewinnung und -speicherung. Seine großen wissenschaftlichen Beiträge haben ihm mehrfach Ehrungen eingetragen. 1971 erhielt er den Nishina-Memorial-Preis, 1984 die Ehrendoktorwürde der Universität Lund. Außer hunderten von Publikationen hat er gemeinsam mit Prof. T. Yamazaki ein Buch über “In-Beam-Gamma-Ray-Spectroscopy” geschrieben.

Von 1970 bis 1978, als Prof. Morinaga den Lehrstuhl E17 am Physik-Department der TU München in Garching leitete, konnte ich in seiner Gruppe bei Experimenten mit schweren Ionen am Tandembeschleuniger mitmachen. Die wichtigste Lektion, die ich in dieser Zeit von ihm lernte, war seine unkonventionelle Art, an Probleme und deren Lösung heranzugehen. Es gab eigentlich nichts, was er als unlösbar ansah, wenn man nur hartnäckig genug und mit grundlegendem Interesse an der Sache arbeitete.

Seine Freunde, Kollegen und ehemaligen Schüler wünschen Prof. Morinaga ein ungebrochenes Interesse, sich weiterhin mit neuen Ideen in der Physik und in anderen Bereichen des Lebens zu befassen.

Walter Kutschera, Universität Wien

Das Physik-Department wünscht Emeritus Haruhiko Morinaga auf diesem Weg alles Gute, viel Glück und Gesundheit!

Übrigens: Der Beschleuniger am Maier-Leibnitz-Labor ist seit fast 50 Jahren immer noch in Betrieb. Heute ist Prof. Stephan Paul Vorsitzender des Forschungskollegiums. Prof. Franz Pfeiffer, Nach-Nachfolger von Haruhiko Morinaga, leitet an der TUM einen neuartigen Mini-Teilchenbeschleuniger, das MuCLS (Munich Compact Light Source).
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